Sally Gardens: Die Story.

Der Beginn: Sommer 1994

Im AB-Club der FH Anhalt in Köthen/Anhalt finden (zufällig?) ein Professor mit Tin Whistle (Eckhart Seiffert), der Mann mit der Mundharmonika (Steffen Fischer) und »die Gitarre« (Oli Waitz) zueinander.

Sie spielen einen ganzen Abend lang, bis die Theke schließt, bei einigen Gläsern Bier die seltsamsten Melodien. Dabei erklingen auch die ersten irischen Weisen. Dieses Ereignis wird vom Buschfunk der Hochschule (nein, noch nicht vom Hochschulfunk!) campusweit übertragen.

Die AB-Session bleibt nicht geheim. Schon bei der nächsten Elferrats-Sitzung »im Grünen« vor der Mensa bei Bier und Bratwurst wird der Kreis der Musikanten bereits größer: Hinzu kommen eine noch etwas verstimmte Gitarre (Michael Spindler) und eine klassische Querflöte (Antje Asmuss).

Die beiden letzteren sind des »Zehn-Professorchen«-Singens müde und streben nun nach höheren musikalischen Zielen. Im Laufe des Abends wird von einem Mitglied der Professorenschaft noch spontan ein Kontrabaß herangeschleppt und die Stimmung strebt damit dem Höhepunkt zu.

Die Musik: Irish Folk.

In den folgenden Monaten treffen wir uns bereits regelmäßig bei einem (oder zwei) Glas Rotwein zum Üben. Der Kontrabass kommt leider nicht wieder; unsere »abgedrehte« Gitarre fühlt sich in der Hochschulband wohler. So bleibt ein »harter Kern« von vier Musikern übrig: Eine Tin Whistle/ Blockflöte, eine Gitarre, eine Querflöte sowie Mundharmonika/Benjo. Zudem gibt ein echter Bodhran (Manfred Oeding) ab sofort den Takt an.

Die Musikrichtung steht nun fest: Irish Folk. Diese Melodien, die Stolz, Mut und Freude der Iren ausdrücken, haben es uns angetan. Und ein Heft voller solcher Melodien von Mählmann/Unbehauen, welches ab sofort unser »Standardwerk« wird.

Üben, üben, üben...

Von nun an werden trockene Noten in klangvolle Musik umgesetzt. Die Melodien sind leicht zu erlernen, nur das Arrangieren ist nicht so einfach: Hört man die Flöten überhaupt? Welche Instrumente klingen am Besten zusammen? Wieviele Wiederholungen sind zu ertragen? Und vor allem: Wieviele Kammertöne »A« gibt es bei Flöten eigentlich?

Der erste Auftritt innerhalb...

Im Sommer '95 im AB-Club in Köthen inklusive Lampenfieber und Frei-Guinness für uns. Etwas schräg klingt es schon noch (»spielen wir alle die Wiederholung oder nur Eckart?«). Von jetzt an kennt man uns schon an der Hochschule.

...und außerhalb der Hochschulpforten

Peter Engelmann, seines Zeichens Chef des Köthener Theaters, lädt uns am 27. September '95 in seine »heiligen Hallen« ein. Wir spielen vor einer Truppe etwas gelangweilter Rentner (wer kennt die Szene nicht aus »Otto-der Film« ?), die anscheinend alle die Ankündigung in der Zeitung gelesen (siehe links - zum Vergrößern klicken) und scheinbar falsche Vorstellungen hatten...

Wie es weiter geht

Wir bekommen Verstärkung: Hiltrud verleiht uns mit ihrem Akkordeon eine größere Klangfülle; als Ersatz für Manfred, unseren Bodhran-Spieler, trommelt ab sofort Daniela, die bereits einige Erfahrung in Spielmannszügen gesammelt hat.

Neben weiteren Auftritten in den Clubs der Köthener Hochschule und zum (berühmten) Elften Elften und Hochschulfasching spielen wir auf Hochzeiten, in Kneipen, zu historischen Festen, Eröffnungen, Firmenjubiläen, in Einkaufszentren und auf Märkten in, um und weit ab von Köthen, sogar bis ins Emsland verschlägt es uns: Zum Korn- und Hansemarkt in Haselünne.

Warum es dann nicht mehr weiter geht

Ab 1998 geht es uns dann wie vielen Freizeit-Musikgruppen: Die einen haben immer weniger Zeit zum Üben, Auftritte können nicht mehr wahrgenommen werden, andere (so auch ich) ziehen aus Köthen weg. Es fehlt die gemeinsame Zeit des Übens und fast unbemerkt lösen wir uns als Gruppe auf.

Was bleibt...

... ist die (nicht neue) Erfahrung, dass sich Lampenfieber in etwa proportional zur Größe der Zuhörerschaft verhält. Zudem hat es unheimlich Spaß gemacht, selbst Musik zu machen, Leute zu begeistern, zum Mitmachen und sogar zum Tanzen zu bewegen. Und sich als Truppe aufeinander verlassen zu können.

Zum Lesen.

Man schreibt sogar über uns: Bericht in der Mitteldeutschen Zeitung vom Juni 1997 (zum Vergrößern klicken)

Zum Hören.

Am 23.10.1995 fand unser "legendäres Konzert" live in der Studentenbühne der FH Anhalt in Köthen statt. Hier ein paar Mitschnitte (ok, die Qualität ist nicht so berauschend, es waren analoge Aufnahmen ;-):


Ein Nachruf.

Gern hätte ich auf diesen letzten Punkt verzichtet, aber er ist doch unbedingt nötig:

Im September 2002 verstarb plötzlich, unerwartet und herausgerissen aus seiner immer reichlichen Arbeit der Mann, der »Sally Gardens« ursprünglich ins Leben gerufen hatte: Eckart Seiffert. Und mit ihm ging auch unsere stets »aufgeregte« Tin Whistle, Blockflöte, ...

Wir erinnern uns gern an unzählige Auftritte, die mit dem Ruf »Eckart, Baldrian!« begannen und doch (fast) immer gut ausgingen. Stets voller Energie und überzeugt, auftretende Probleme immer irgendwie lösen zu können, hat er vor allem eines gekonnt: Menschen zusammenbringen, begeistern und ihnen zeigen, zu welchen Leistungen sie fähig sind.